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Zweiter und sicher nicht letzter Gottesdienst im Jazzkeller

Wenn Kirche aus ihren Mauern herauskommt

Andreas Bürgam und Sylvia Altenberg eröffneten den Gottesdienst

Andreas Bürgam und Sylvia Altenberg eröffneten den Gottesdienst

Wenn der Prophet nicht zum Berg kommt, dann sollte der Berg zum Propheten gehen: Kirche unter Menschen bringen, außerhalb der kirchlichen Mauern, und das besonders gut im Ober-Röder Jazzkeller.

Nach zwei gemeinsamen Gottesdiensten „Jazz meets Kirche“ – wechselweise im Jazzkeller und vor der evangelischen Gustaf-Adolf-Kirche – hatten das Team um Kirchenvorsteher Andreas Bürgam und Sylvia Altenberg als Vorsitzende des Jazzclubs Rödermark einen erneuten gemeinsamen Gottesdienst vorbereitet. Roland Ulatowski am Bass, Schlagzeuger Thomas Kullmann und Saxophonist Heiko Ommert ebenso wie der Pianist Christoph Kühnel gaben dazu den musikalischen Hintergrund, der aber weitgehend im Vordergrund stand mit jazzigen Vertonungen so bekannter Spirituals wie „Oh, when the Saints Go Marching in“ oder auch dem Thema des Gottesdienstes „What a Wonderful World“. Diese frohe Feststellung machte Pfarrer Gerd Schröder-Lenz – der diesen „Gottesdienst mal anders“ spürbar genoss - zum Kern seiner Predigt: „Gehen Sie barfuß durchs Haus, gehen Sie hinaus in den Oktober, berühren Sie die feuchte Erde, riechen Sie an einer Königskerze, bewundern Sie den Sonnenuntergang – das ist tatsächlich ein wunderbares Lebensgefühl.“ Doch wie bringt man dieses mit den tatschlichen Sorgen und Nöten in der heutigen Zeit überein? „Versuchen wir unsere Ohnmacht abzugeben. Fallen wir nicht auf die Leimspur etwa der Rechten herein – diese Welt braucht unsere Liebe und Fürsorge.“ Und wer diese Welt liebt, wird sie auch zu erhalten versuchen und dem erstarkenden Faschismus entgegentreten. Die sehr eindringlichen Worte des Pfarrers, der diesen Gottesdienst als sein „Weihnachtsgeschenk“ bezeichnete, da er ihn schon letztes Jahr im Weihnachtsgottesdienst zugesagt hatte (da Rödermark derzeit immer noch auf Pfarrersuche ist) wurden unterstrichen von musikalischen Ausrufezeichen wie etwa dem Rolf-Biermann-Lied „Du, lass dich nicht verhärten“, im Gottesdienst gesungen vom Urberacher Kirchenvorsteher Dr. Dieter Schäfer. Ein inständig vorgetragenes „We Shall Overcome“, interpretiert von Roland Ulatowski, bewegte die Zuhörer im Jazzkeller abschließend spürbar, ehe sie zu einem Abendschoppen und die Musiker zu weiteren Beiträgen aus ihrem Repertoire übergingen. „Kirche meets Jazz“ – eine sehr schöne Begegnung, die bestimmt auch an anderen Plätzen einen Versuch wert ist.

Christine Ziesecke


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