Weinwander-Wochenende 2022
Viel Interessantes in Bingen
Während der ersten Weinprobe am Freitag, stellten ein angehender Mathematiker und ein Schüler, beide Söhne des Winzers, Weine des Weingutes Michel aus Rheinhessen vor.
Die Wanderung begann nach einem reichhaltigen Frühstück in der Jugendherberge auf der Rheinpromenade. Nach dem Niedrigwasser des Sommers, ermöglichte der Herbstregen wieder regen Schiffverkehr, der sich durch die starke Strömung des Binger Loches kämpfte. Mit Blicken auf den Rhein und das herbstliche Blütenmeer des Geländes der Landesgartenschau von 2008, ließen wir die ersten Wanderkilometer gemütlich angehen.
Der anschließende Aufstieg zur Rochuskapelle belohnte uns mit Aussichten auf die Weinberge des Rheintals, bis hin zum Rebenmeer der Rheinhessischen Hügellandschaft.
Der Park vor der Kapelle bot genügend Sitzplätze und war ein idealer Ort für unsere Andacht. Bei strahlendem Sonnenschein, in freier Natur, hinterließ die Andacht nachhaltige Denkanstöße.
Weiter führte uns der Weg zum Heilkräuter Garten nach dem Vorbild der Hildegard von Bingen, den uns eine geführte Tour näherbrachte.
Hier erfuhren wir, dass im 12. Jahrhundert dem Hopfen keinerlei nützliche Wirkung nachgesagt wurde und man ihn deshalb besser meiden sollte, Bierliebhaber sind bestimmt anderer Meinung. Damals war die Verabreichung von Heilkräutern als Tee nicht üblich, die Wirkstoffe wurden meistens in Weißwein extrahiert.
Insgesamt wurden dem weißen Wein in Hildegard’s „Physica“ sehr positive Wirkungen zugeschrieben: Es wurde nun höchste Zeit, dass uns der Winzer des Weingutes Wendel mit einem Riesling „Hochgewächs“ empfing.
Zu Riesling und Rosé wurden Brötchen gereicht; so gestärkt ließ sich der Abstieg vom Kräutergarten zum Weingut der 2. Weinprobe gut bewältigen.
Der ca. 5km lange Rückweg vom Winzer zur Jugendherberge wurde von einer größeren Gruppe zu Fuß bewältigt. Leider hatten wir uns um wenige Minuten im Timing verkalkuliert, ca. 200 m vor der Jugendherberge brach ein Gewittersturm los, der Regenjacken und Schirme schnell an seine Grenzen brachte.
Der Sonntag begann mit einer Bootsfahrt vorbei am Binger Mäuseturm. Mutmaßlich geht der Name „Mäuseturm“ auf das altdeutsche Wort muta „Wegezoll“ zurück. Dass der unbarmherzige Erzbischof Hatto II, nachdem er seine hungernden Untertanen in eine Scheune sperrte und diese in Brand setzen ließ, dann vor Mäusen in den vermeintlich sicheren Turm flüchtet und trotzdem von den Nagern aufgefressen wurde, gehört wohl in das Reich der Legenden.
Weiter Rheinabwärts erreichten wir die im 14. Jahrhundert zur Sicherung des Bistums Mainz erbaute Burg Rheinstein. Zur Besichtigung war vom Schiffsanleger hinauf zur Burg zunächst ein Hang zu erklimmen. Die Burg wurde in der Mitte des 19. Jahrhundert vom Preußischen Prinzen Friedrich restauriert und ausgebaut. 1975 hat die Burg der Opernsänger Herrmann Hecher erworben, der sie vor Verfall bewahrte und für Besichtigungen öffnet. Die Burg ermöglicht einen Einblick in die Wohnverhältnisse des Adels um 1840, doch trotz der luxuriösen Ausstattung wollte niemand mit den damaligen Bewohnern tauschen.
Auf der Rückfahrt stampfte unser Schiff langsam flussaufwärts gegen die Strömung an, was uns aber zu Pass kam, da wir vor einsetzendem Regen geschützt, im Warmen saßen.
Das Mittagessen im Restaurant Zollamt zeigte uns wiederum, wie wichtig damals das Eintreiben von Zoll war und wurde dann auch der gelungene Abschluss eines ereignisreichen Wochenendes, welches wie schon die Jahre zuvor perfekt und mit viel Engagement von Doris Huber organisiert wurde.
Ute Eckenbach