Menu
Menü
X

15 Jahre "Rödermärker Brotkorb"

Nahrung nicht nur für die Tüte, sondern auch für die Seele

Vor fünf Jahren feierte das Team des ökumenisch betreuten „Rödermärker Brotkorb“ ein rauschendes kleines Fest. Jetzt, zum 15-Jährigen, ist äußerlich alles anders: kein Fest, keine gesellige Enge im Keller der Petrusgemeinde, keine freie Auswahl für die Kunden, die mit Sozialpass und einem Euro in der Hand hier ihren Lebensunterhalt erleichtern können.

Stattdessen Abstand, ein Pavillon im Freien vor der Gemeindehaustür, vorgepackte Tüten, gemütlich ist. kein Kaffee im Flur, kaum längere Gespräche, wenn auch manchmal mit Händen und Füßen, denn jeder hastet  möglichst rasch am Anderen vorbei. Dennoch reicht es bei den Helfern für die kleine Geste, ein zusätzliches Angebot zu den drei Tüten, die für jeden Kunden vorbereitet sind. Donnerstags morgens kommen vier Helfer, die die zuvor in den Supermärkten und bei Bäckern etwa abgeholten Waren aussortieren, auf Frische prüfen und dann die jeweils 50 Tüten vorbereiten: frisches Obst und Gemüse, haltbare Lebensmittel und Hygieneartikel sowie Backwaren. Rund 50 Kunden sind es derzeit, die ab 16 Uhr vor dem Gemeindehaus mit Abstand auf die Ladenöffnung warten und dann sehr geordnet ihre jeweils drei Tüten abholen – die meisten von ihnen versorgen damit zwei bis drei weitere Menschen. Zwei weitere Helferinnen stehen dann bereit und bieten jene zusätzlichen Waren an, die es gerade als Dreingabe gab – derzeit etwa große orange Kürbisse. Rund 25 Aktive, darunter auch rund zehn Männer, Einheimische wie Geflüchtete, stehen der Leiterin Birgit Gursky zur Verfügung; sie alle arbeiten hier mit viel persönlichem Engagement, bestimmt auch im bevorstehenden Winter, wo der Pavillon alles andere als gemütlich ist. Verbal kommt da schon mal ein Dankeschön von den Kunden, aber gefeiert wird nach 15 Jahren nicht - es sollte auch kein Grund sein zu feiern, dass seit fünfzehn Jahren auch hier so viel Not herrscht, dass die ökumenische Lebensmittelverteilstelle des „Rödermärker Brotkorb“ immer noch nötig ist ebenso wie inzwischen der DRK-Laden „Lebensmittel & mehr“, der inzwischen die Ober-Röder Kunden bedient. Der „Rödermärker Brotkorb“ war 2004 nach der Einführung von Hartz IV und der damit erhöhten Bedürftigkeit vieler Menschen unter ökumenischem Mantel gestartet worden - fünf Kunden kamen beim ersten Öffnungstermin. In der ersten Pandemie-Krise hatte der Brotkorb schließen müssen, sehr zum Leid der Kunden; nun befürchtet Birgit Gursky Ähnliches: „Die Anweisungen für ein ‚Auf‘ oder ‚Zu‘ kommen aus Wiesbaden – wir können nur abwarten.“

Die Träger vor Ort, die fünf Kirchengemeinden, sind sich der schwierigen Lage bewusst. „Der Brotkorb wurde vor 15 Jahren als Provisorium angedacht, aber heute ist er nötiger denn je in der Diakonie in Rödermark“, fasst Pfarrer Carsten Fleckenstein zusammen. „Über all dem Dank an die Helfer dürfen wir nicht vergessen, dass es in unserem reichen Land doch offenbar noch viele Notlagen gibt. Und Not zu wenden, ist die vordringlichste Aufgabe aller und vor allem auch der Kirchen“, begründet Pfarrer Klaus Gaebler das anhaltende Engagement.

Pastor Jens Bertram : „Wenn das Geld nicht reicht, um sich und seine Familie bis zum Monatsende zu versorgen, dann ist das eine traumatische Erfahrung. Wie gut, das seit nunmehr 15 Jahren die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Brotkorbes Zeit und Kraft opfern um hier zu helfen: mit Lebensmitteln und einem freundlichen Wort. Nächstenliebe in Wort und Tat!“

Auch Pfarrer Oliver Mattes fasst es positiv zusammen: „Der Brotkorb ist für mich gelebte Nächstenliebe, durch die Menschen in Not wichtige Unterstützung erfahren. Ihre Einkaufskörbe werden gefüllt, verbunden mit einem Mut machenden und persönlichen Wort.“ Und Pfarrerin Sonja Mattes ergänzt: „Biblische Nächstenliebe wird hier nicht nur in der Unterstützung durch die ausgeteilten Lebensmittel sichtbar. Für mich lebt sie vor allem in den Beziehungen, die unter den Menschen, welche donnerstags zusammenkommen, entstehen und gepflegt werden. Das Brotkorbteam trifft sich zu Ausflügen und zum Stammtisch und integriert dabei helfende Flüchtlinge, die auf diesem Wege gut Deutsch lernen und Freunde finden. Die Kunden lernen sich kennen, geben sich gegenseitige Tipps oder helfen sich sprachlich aus. Der Brotkorb hat intensiv bei der Integration Geflüchteter geholfen. Unsere Kirche war für diese Menschen, die aus der Fremde gestrandet sind, ein Zufluchtsort, der für manche zur dauerhaften Heimat geworden ist.“

Christine Ziesecke

Aufgrund der aktuellen Verordnungen bleibt der Brotkorb vom 12. November vorläufig bis zum Ende des Monats geschlossen.

Der DRK-Laden „Lebensmittel & mehr“ hat den gesamten November geschlossen. Die nächsten Öffnungstermine werden rechtzeitig bekanntgegeben.

Der „DRK Kleiderladen“ hat zunächst montags und mittwochs geschlossen; jedoch dienstags von 15.00 bis 18.00 Uhr, donnerstags von 9.30 Uhr bis 12.00 Uhr und von 15.00 bis 18.00 Uhr  und freitags von 9.30 Uhr  bis 12.00 Uhr geöffnet – wie lange, ist noch ungewiss


top