Menu
Menü
X

WeinWanderWochenende 2024

Erlebnisreiches Wochenende im Ahrtal

Das Ahrtal ist für Weinfreunde ein besonders attraktives Ziel, deshalb versammelte sich zum diesjährigen Weinwanderwochenende eine Gruppe von über 30 Personen in der renovierten Jugendherberge von Ahrweiler.

Während der ersten Weinprobe mit Winzer Sonnenberg konnten wir interessantes über chemische Prozesse bei der Reifung der Trauben und dem Ausbau des Mostes zu hochwertigen Weinen erfahren.

Am nächsten Morgen starteten wir bei strahlendem Sonnenschein unsere Wanderung. Wir folgten zuerst dem Uferweg, wobei die Ahr als kleines Flüsschen ruhig an uns vorbei plätscherte. Nach Durchquerung der historischen Altstadt von Ahrweiler Markt führte der Weg bergauf in die Weinberge. 

Während der Wanderung über die sonnigen Steilhänge wird schnell verständlich, weshalb die Winzer an der Ahr aus ihren Trauben trotz des recht kühlen und feuchten Eifelklimas so kräftige Spätburgunder Rotweine zaubern können: Die Sonne heizt den dunklen Schieferboden auf, das erzeugt in den Rebflächen ein nahezu mediterranes Kleinklima. 

Als wir den höchsten Punkt unserer Wanderung oberhalb der Felsformation „Bunte Kuh“ erreichten, schweifte unser Blick Richtung Marienthal. Hier lässt sich immer noch das Ausmaß der Zerstörungen durch das Ahrhochwasser erahnen. Die Flutwelle wurde durch die Engstelle an der „Bunten Kuh“ aufgestaut, dadurch stieg der Wasserstand in Marienthal und weiter flussaufwärts auf 10 m über normale Pegelwerte an, selbst 3-stöckige Häuser versanken im Wasser, Brücken und Bahngleise wurden durch die Flut mitgerissen. 

Gemächlich stiegen wir vom Aussichtspunkt zum ehemaligen Kloster Marienthal ins Tal ab. Diejenigen, die sich die komplette Wanderung über die Steilhänge der Ahr nicht zutrauten, warten bereits mit kühlen Getränken im Innenhof des Klosters auf uns. 

An der Klosterruine wurden wir vom Winzer des Weingutes Erwin Riske mit einem Rosé Secco empfangen. Während der Pause sammelten wir frische Kräfte für den weiteren Verlauf des Weges, der wieder bergauf in die Weinberge führte. Die nächste Anhöhe bescherte uns einen weiten Blick auf Dernau und die typische Ahrtallandschaft mit ihren steil abfallenden Weinbergen. 

Nach 2 weiteren Verkostungen in den Weinbergen erreichten wir unser Ziel, das Weingut Riske in Dernau, wo zur Stärkung eine reichhaltige Vesper bereitstand. 

Nach der Probe von verschiedenen weiß und rot gekelterten Spätburgundern und einer Führung durch den Weinkeller traten wir mit Taxi, Bus oder auch zu Fuß den Heimweg an, wobei der eine oder andere auf dem Weinfest in Ahrweiler Markt hängen blieb. 

In den Sonntag starteten wir mit einer Andacht auf der Terrasse der Jugendherberge. Danach folgte die Besichtigung des 12 °C kalten Regierungsbunkers in Ahrweiler als Kontrastprogramm zur Wanderung durch die sonnigen Weinberge am Vortag. 

Zur Aufnahme in die NATO musste die Bundesrepublik Deutschland einen atombombensicheren Bunker anlegen. Dazu boten sich durch die Nähe zum Regierungssitz Bonn bereits vorhandene Tunnel einer nie fertiggestellten Bahnlinie an, die das Ruhrgebiet mit den Kohlerevieren in Lothringen verbinden sollte. Die Anlage war insgesamt 17 km lang, hatte 5 autonome Sektionen und war ausgelegt, um 3.000 Mitglieder der Regierung über 30 Tage im Inneren autark wohnen und arbeiten zu lassen. 

Nur Bundespräsident und Bundeskanzler verfügten über Einzelzimmer mit Bad oder Dusche, die übrigen Bewohner mussten mit Stockbetten und Gemeinschaftswaschräumen zurechtkommen. Wer kontaminiert um Einlass bat, musste zunächst 10 Minuten mit einer 15 °C kalten Säurelösung duschen. Für die Damen gab es hinterher wenigstens einen Föhn, um die lädierte Haarpracht wieder in Form zu bringen. 

Nach dem Ende des Kalten Krieges wurde die Bunkeranlage zurückgebaut, nur ein kleiner Bereich ist heute noch als Museum erhalten. Um Umweltschäden durch Giftstoffe zu vermeiden, wurde selbst die Farbe von den Wänden entfernt. 

Vermutlich wären Bundespräsident und Kanzler im Falle einer atomaren Auseinandersetzung nicht in die Bunkeranlage geflüchtet, sondern hätten von einem scheinbar sicheren Ort in den USA aus weiter regiert. 

Ein reichhaltiges Mittagessen im Restaurant Bad Neuenahrer Brauhaus bildete den Abschluss für ein ereignisreiches und informatives Wochenendes, welches von Doris Huber perfekt vorbereitet worden ist.

Ute Eckenbach


top