WeinWanderWochenende 2019 in Speyer
„Das Lebendigste an Speyer sind die vier toten Kaiser“ - „ Wettervorhersage: Unbeständig ,Regen“ - „ Jugendherberge noch im Umbau“
Die Jugendherberge war, wie wir wussten im Umbau und deshalb rein äußerlich nicht sehr einladend. Sie überraschte jedoch mit freundlichem Personal, gutem Essen und sauberen Zimmern und, welche Freude, die Betten waren auch schon bezogen. Na also, erste Hürde geschafft!
Nach dem gemeinsamen Essen lud uns das Familienweingut Kästel in einem extra Raum zur Weinprobe ein. Der junge Winzer hatte es wahrhaftig nicht leicht, sich Gehör zu verschaffen, war unser Mitteilungsbedürfnis an diesem Abend doch sehr groß. Wir erfuhren, dass die Familie nicht nur Weinberge besitzt. Sie bauen auch Gemüse und Kartoffeln an, betreiben einen Hofladen und laden zu Themenabenden ein. Der Winzer erklärte uns den Unterschied zwischen Secco und Sekt, sprach von gezügelter Gärung, bei der die Aromen erhalten bleiben und stellte uns die ausgeschenkten Weine vor. Und wir... probierten, waren fröhlich und redeten und redeten.
Am nächsten Morgen entsprach das Wetter doch tatsächlich der Vorhersage. Der Himmel grau in grau, ein wenig erfreulicher Anblick. Nach dem gemeinsamen Frühstück fuhren wir mit dem Bus direkt in den Regen hinein nach Neustadt, zum Ausgangspunkt unserer Wanderung. Trotzdem waren alle froh gelaunt und mit guter Regenbekleidung ausgestattet begaben wir uns auf den Weg. Ein sehr schöner Waldweg brachte uns stets leicht bergauf unserem ersten Ziel entgegen. Immer wieder ergaben sich Ausblicke auf das Hambacher Schloss, das unser stetiger Begleiter war. Das dichte Blätterdach des Waldes schützte uns wie ein Schirm. Nur noch leichter Nieselregen war zu spüren. So konnten wir uns alle an der herrlichen Natur erfreuen und den abwechslungsreichen Weg genießen.
Am Zeter Berghaus hielten wir Einkehr! Welch ein Ausblick! Selbst bei Regen erahnten wir wie herrlich es hier erst bei Sonnenschein sein musste. Auch das Hambacher Schloss begrüßte uns wieder. Nach einer kleinen Erfrischung ging es dann gemächlich zwischen Weinreben hinab ins Tal nach St. Martin zum Aloisiushof.
Dort erwartete uns eine Weinprobe der besonderen Art. Acht verschiedene Weine sollten von uns probiert werden. Dazu wurde leckerer Flammkuchen serviert. Die Weine wurden nicht vom Winzer, sondern von einem ehemaligen Lehrer vorgestellt, der sofort für Ordnung sorgte. „Entweder ich rede, oder ihr! Gleichzeitig unmöglich!“ So lauschten wir seinen Worten, hörten viele Trinksprüche, lustige Geschichten und wurden zum Mitsingen aufgefordert. Eine sehr kurzweilige Weinprobe bei der es viel zu Lachen und zu Probieren gab. „Wein ist eingefangener Sonnenschein“ oder „Weinberge sind die Apotheke Gottes“ und dass der Pfälzer „sei Maul mit Wein austapeziere muss“, wer könnte das vergessen. Wir erfuhren aber auch was ein Refraktometer ist. Sie wissen es nicht? Naja, ein kleines Geheimnis sei uns gegönnt! Ganz beseelt vom Wein stiegen wir in den Bus, der uns zur Jugendherberge zurückbrachte.
Beim gemütlichen Beisammensein ließen wir den besonderen Tag ausklingen.
Am Sonntag trafen wir uns nach dem Frühstück zur gewohnten Andacht. Frithjof Decker lud uns ein, unseren Lebensweg als Reise zu verstehen. Eine Reise ist spannend, wir genießen Freiheit und erleben viel Neues. Wunderbar, dass wir immer wieder entscheiden können, wohin die Reise gehen soll. Bei all dem stehen wir unter dem Schutz Gottes. Mit vielen Liedern, begleitet von zwei Gitarren, starteten wir nach diesem positiven Impuls in den neuen Tag.
Anschließend trafen wir uns in Speyer zur Stadtführung. Aber nein, es war keine Stadtführung, es war der Speyerer Stadtspaziergang. Also keine Eile!! Das hört sich doch gut an. So war es dann auch. Gemeinsam „spazierten“ wir durch Speyer, verweilten hier und dort, erfreuten uns an netten Anekdoten, die uns ein Lächeln auf das Gesicht zauberten und lernten nebenbei auch viel über die Stadt und ihre sehr lebendige Geschichte kennen. Wir bestaunten den Dom, Weltkulturerbe und größte romanische Kathedrale der Welt, der auf dem Grundriss eines lateinischen Kreuzes erbaut ist. Er besitzt außerdem eine vollständig umlaufende begehbare Zwerggalerie. Zwischen Dom und Altpörtel, dem westlichen Stadttor, verläuft die Maximilianstraße, eine Einkaufsstraße, die mit vielen Cafés zum Verweilen einlädt. Auch der Judenhof, mit dem jüdischen Museum SchPIRA, einem Ritualbad und der ehemaligen Synagoge, beeindruckte uns sehr. Ach, was ich fast vergessen hätte. Früher floss auf der Maximilianstraße ein kleines Bächlein. „Da durfte schon am Freitag nicht mehr hineingesch ... werden, weil am Samstag gebraut wurde!“ Na, wenn das keine lebendige Stadt war und ist!!
Den Abschluss unserer Fahrt bildete das gemeinsame Essen in der Brauerei Domhof. Mit wohlschmeckenden Pfälzer Gerichten verabschiedeten wir uns von Speyer. Natürlich nicht bevor wir den großen Fußzeh der mächtigen Jacobspilgerfigur in der Maximilianstraße berührt hatten, denn wir alle wollten noch einmal gesund nach Speyer zurückkehren.
Unser Dank für die gelungene Planung gilt in diesem Jahr Doris Huber Sie wurde unterstützt durch ihre Schwester. Vielen Dank, es war ein sehr schönes Wochenende. Trotz allem!!!
Angelika Archinal