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Post von Christina Meyer

Grüße aus Schweden

"Unsere" (ehemalige) Vikarin im verschneiten Västeras

"Unsere" (ehemalige) Vikarin im verschneiten Västeras

Liebe Rödermärker, „den blomstertid nu kommer“ (jetzt kommt die Blumenzeit), so singen die Schweden in einem ihrer liebsten Kirchenlieder. Daran wird deutlich, dass es nun schon einige Wochen sind, seitdem ich meine Sachen gepackt und Urberach auf Wiedersehen gesagt habe. Meine Ausbildungszeit in Rödermark ging schnell vorbei und seit Januar wohne und arbeite ich nun in Västerås in Schweden (ca 100 km westlich von Stockholm).

Dort absolviere ich das sogenannte Spezialpraktikum – den letzten Abschnitt meiner Ausbildung auf dem Weg zur Pfarrerin.

Die 117 000-Einwohnerstadt Västerås ist der Ort, an dem die schwedische Reformation durch König Gustav Wasa für ganz Schweden eingeführt wurde. Heute gehören ca 60% der schwedischen Bevölkerung der sogenannten Svenska Kyrka (Schwedische Kirche) an. Die Zahl der Katholiken in Schweden ist hingegen sehr gering. Doch für Ausstehende können die protestantischen Gottesdienste durchaus katholisch wirken. Am deutlichsten sichtbar wird es an den hier üblichen Messgewändern und zahlreichen Abendmahlsfeiern, die Theologie dahinter ist jedoch lutherisch.

uffällig ist auch die Größe der Gemeinden (ich bin zum Beispiel in einer Gemeinde mit 16 000 Mitgliedern und vier dafür zuständigen Pfarrern) und die Vielfalt der dort mitwirkenden Berufe. Besonders wertvoll finde ich die Zusammenarbeit mit den Vollzeitkirchenmusikern, die neben ihrem Dienst in den Gottesdiensten auch z.B. Chöre leiten und bei Trauerfeiern, Konfirmandenunterricht und Kindergottesdienst mitwirken. Von Ritterwochen mit Grundschulkindern über Musikgottesdienste hin zu einem Pfarrberuf mit geregelten Stundenzahlen und eigenen Wohnungen anstelle von Pfarrhäusern ist so einiges anders. Gleichzeitig sind die Fragen, mit denen Menschen zur Kirche kommen oder fern bleiben häufig die gleichen.

Ich persönlich fühle mich gut in meiner neuen Gemeinde aufgenommen. Die Menschen um mich herum sind sehr freundlich, hilfsbereit und auch gastfreundlich, sodass ich mich schnell einleben konnte. Ich habe sogar schon mehrere Andachten und Predigten auf Schwedisch verfasst, worauf ich sehr stolz bin. Das Vater Unser und das Glaubensbekenntnis spreche ich dann aber doch am liebsten für mich leise auf deutsch mit. Natürlich vermisse ich auch die ein oder andere deutsche Spezialität (vom Kräutertee über den Handkäse bis zur Laugenbretzel), den hessischen Dialekt und den Orwischer Charme, während ich gleichzeitig einige neue Köstlichkeiten, liebe Menschen und schöne Orte kennen gelernt habe. Noch einmal neu weiß ich das große ehrenamtliche Engagement und die große Kreativität und Vielfalt in den Rödermärker Gemeinden zu schätzen und mag das noch mal rückblickend loben und bestärken. Machen Sie weiter so!

Nach einem langen verschneiten, schwedischen Winter, bei dem mein persönlicher Höhepunkt war, dass man wochenlang über den zugefrorenen großen Mälarensee spatzieren gehen konnte, zeigt sich nun Ende April der Frühling. Noch sind es erste Blumen, doch ich denke, dass schon bald die ganze Pracht und Blüte ausbrechen wird. In zahlreichen Liedern singen wir hier jedenfalls den Sommer herbei, die Menschen kommen aus ihren Häusern, gehen spatzieren und freuen sich auf die helle Jahreszeit. Ich freue mich mit ihnen und bin überzeugt, dass der Sommer mir Land und Leute noch mal von einer ganz neuen Seite zeigen wird. Dem schaue ich nun gespannt entgegen.

Ihnen wünsche ich jedenfalls alles Gute, bleiben Sie behütet. Viele Grüße aus dem hohen Norden,

Ihre Vikarin Christina Meyer


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